Donnerstag, 20 Juni 2024 16:00

Hochwasser in Süddeutschland - Zwischenbilanz und Lehren aus der Krise

Wasserrettung Wasserrettung fot: pixabay

Die Hochwasserlage in Süddeutschland hat sich nach intensiven Wochen der Unsicherheit und Gefahr endlich entspannt. Die letzten Landkreise haben den Katastrophenfall aufgehoben, und die Gesellschaft kann langsam aufatmen. Dies ist bereits das dritte Mal innerhalb kurzer Zeit, dass Wassermassen in Deutschland historische Höchstwerte erreicht haben. Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), zieht eine Zwischenbilanz und gibt Einblicke in die Maßnahmen und Lehren aus dieser Extremsituation.

Umgang mit Hochwasserlagen - ein lernfähiges System

"Der Umgang mit den Hochwasserlagen in diesem ersten Halbjahr hat gezeigt, wie anpassungs- und lernfähig der Bevölkerungsschutz ist," erklärt Ralph Tiesler. Die vergangenen Extremwetterlagen haben gezeigt, dass alle Akteure des Bevölkerungsschutzes aus den vorherigen Ereignissen gelernt haben. Frühzeitige Vernetzung und vorbereitende Maßnahmen haben geholfen, das Schlimmste zu verhindern. Tiesler betont, dass die Gesellschaft sensibler und besser vorbereitet ist. Warnungen und Aufforderungen zu Evakuierungen wurden ernst genommen, und dieser Weg müsse weiter verfolgt werden.

Ehrenamtliche und Hauptamtliche im Einsatz

Dank des unermüdlichen Einsatzes von vielen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kräften sowie unzähligen Spontanhelfenden konnten zahlreiche Menschen gerettet werden. Trotz dieser Anstrengungen haben die Fluten jedoch wieder Menschenleben gefordert. Der Einsatz der Helfer war entscheidend, um die Auswirkungen der Katastrophe zu minimieren.

Technologische Unterstützung und Warnsysteme

In der aktuellen Hochwasserlage in Süddeutschland wurden vom 31. Mai bis 13. Juni 2024 insgesamt 152 Warnungen über das Bundeswarnsystem herausgegeben, die direkten Bezug zu Starkregen oder Hochwasser hatten. "Das vom BBK betriebene Bundeswarnsystem funktionierte bei sämtlichen Warnungen fehlerfrei," stellt Tiesler fest. Die Inhalte der Warnungen reichten von bevorstehenden Dammbrüchen bis hin zu Empfehlungen zum Abkochen von verunreinigtem Trinkwasser und der Aufforderung, kein Öl in die Kanalisation zu gießen.

Zusammenarbeit und Koordination

Das BBK hat die relevanten Akteure in täglichen Videokonferenzen zusammengebracht. Diese Treffen, an denen unter anderem die Bundesländer, der Deutsche Wetterdienst, mehrere Bundesbehörden wie das Technische Hilfswerk, die Bundespolizei und das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr teilnahmen, stellten ein einheitliches Lagebild sicher und besprachen notwendige länderübergreifende Hilfsmaßnahmen. Dieses Format hat sich bereits in der Hochwasserlage im Saarland und in Rheinland - Pfalz im Mai 2024 bewährt und soll für zukünftige hydro - meteorologische Extremlagen fest etabliert werden.

Koordinierte Wasserrettung

Das BBK koordinierte in Zusammenarbeit mit den Ländern, Bundesbehörden und Hilfsorganisationen sechs Mal länderübergreifend. Ein Beispiel dafür ist die Vermittlung von Wasserrettungszügen aus Baden - Württemberg, Hessen, Thüringen und Nordrhein - Westfalen nach Bayern. Diese Zusammenarbeit war entscheidend, um den betroffenen Regionen schnell und effizient Hilfe zukommen zu lassen.

Die jüngste Hochwasserkatastrophe in Süddeutschland zeigt deutlich, wie wichtig ein gut funktionierender Bevölkerungsschutz ist. Die rechtzeitige Vernetzung, effektive Warnsysteme und der unermüdliche Einsatz von Helfern haben dazu beigetragen, viele Menschenleben zu retten und die Schäden zu minimieren. Die Erfahrungen und Lehren aus diesen Ereignissen werden dazu beitragen, dass Deutschland besser auf zukünftige Extremwetterlagen vorbereitet ist. Ralph Tiesler und das BBK betonen, dass der eingeschlagene Weg weiter verfolgt werden muss, um den Schutz der Bevölkerung auch in Zukunft sicherzustellen.

Quelle: Rettungsdienst.de