Samstag, 28 September 2024 15:49

Deutsches Gesundheitssystem unvorbereitet auf bewaffneten Konflikt

DRK DRK fot: pixabay / illustrativ

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich wohl keine neuen Freunde gemacht, als er im März ankündigte, das deutsche Gesundheitssystem auf einen bewaffneten Konflikt vorbereiten zu wollen. Dies ist besonders problematisch, da das System bereits in Friedenszeiten erhebliche Schwierigkeiten bereitet und die Pläne zur Kriegsvorbereitung auf breite Kritik stoßen.

Karl Lauterbach und seine kontroversen Pläne

Der Gesundheitsminister reagierte mit seinen Aussagen auf den russischen Überfall und den daraus resultierenden Krieg in der Ukraine, der zeigt, dass ein Kriegsszenario für Deutschland – direkt oder über den NATO-Bündnisfall – nicht mehr unrealistisch ist. „In einem bewaffneten Konflikt oder einer Krise sind wir doppelt gefordert: Die bereits jetzt umfangreiche Gesundheitsversorgung für die Zivilbevölkerung muss aufrechterhalten werden und zusätzlich kommt die Versorgung der Soldaten hinzu“, erklärte Joß Steinke, Leiter des Bereichs Jugend und Wohlfahrtshilfe beim DRK.

Deutsches Rotes Kreuz kritisiert die Politik

Das Deutsche Rote Kreuz, das gesetzlich verpflichtet ist, im Kriegsfall den Sanitätsdienst der Bundeswehr zu unterstützen, betreibt zahlreiche Rettungsdienste und Krankenhäuser in der Republik und koordiniert die Arbeit hunderttausender Ehrenamtlicher. Die Organisation steht an der Spitze der Kritik und betont, dass das Gesundheitssystem nicht darauf vorbereitet ist, mit einem erweiterten bewaffneten Konflikt umzugehen. „Das Gesundheitssystem stößt teilweise schon jetzt an seine Grenzen“, fügte Steinke hinzu, um auf die internen Unzulänglichkeiten hinzuweisen.

Deutsche Krankenhäuser und Rettungsdienste stehen vor Herausforderungen

Das Deutsche Rote Kreuz fordert einen Wendepunkt im Gesundheitssektor. „Wir brauchen nicht nur einen militärischen, sondern müssen auch auf die Frage aufmerksam machen, wie wir unter diesen Bedingungen zusätzliche Kräfte für humanitäre Aufgaben in einem bewaffneten Konflikt mobilisieren sollen“, sagt Burfeindt. Krankenhäuser in Deutschland kämpfen bereits jetzt mit existenziellen Problemen; einige mussten geschlossen werden, was im Widerspruch zur aktuellen Politik steht.

Investitionen in den Zivilschutz

Vertreter des Roten Kreuzes fordern mehr finanzielle Mittel. Sie schätzen, dass 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für den Zivilschutz aufgewendet werden sollten, was jährlich etwa zwei Milliarden Euro entspräche, während derzeit nur ein Viertel dieser Summe ausgegeben wird. Zudem wird mehr Ausrüstung benötigt. Als Beispiel nennt Burfeindt das MBM 5000, eine mobile Unterbringungseinheit, die im Falle einer Zerstörung der Infrastruktur direkt 5000 Menschen versorgen kann.

„Das Ziel der deutschen Politik ist es, perspektivisch zehn solcher Module bereitzuhalten und somit die Versorgung von 50.000 Menschen sicherzustellen“, erklärt Burfeindt.

Im internationalen Vergleich zielen Zivilschutzmaßnahmen oft auf ein bis zwei Prozent der Bevölkerung ab – das wären etwa eine Million Menschen.

Burfeindt kritisiert daher auch hier die Politik: „Wir sprechen seit Jahren davon, dass es eine angemessene Finanzierung im Zivilschutz geben muss. Davon sind wir weiterhin weit entfernt.“ „Wir müssen uns als Gesellschaft fragen, was wir eigentlich wollen. Wollen wir ein auf betriebswirtschaftliche Effizienz ausgerichtetes Sozialsystem oder eines, das mehr Qualität in den Blick nimmt, langfristig ausgerichtet ist und für den Ernstfall eines bewaffneten Konflikts gerüstet ist?“, fügt Steinke hinzu und betont die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Richtungswechsels.

Quelle: www.sn2world.com/de , berliner-zeitung.de