Mehr als 270 Todesfälle in Seen und Flüssen in Deutschland
Laut Angaben der DLRG ereigneten sich etwa 90 Prozent der tödlichen Badeunfälle im Jahr 2024 in unbewachten Binnengewässern. Die Statistik zeigt:
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138 Menschen ertranken in Flüssen
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132 starben in Seen
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Nur 30 Personen verloren im Meer ihr Leben
Die meisten dieser Orte sind weder von Rettungsschwimmern überwacht noch mit Warnhinweisen ausgestattet. Besonders Baggerseen mit plötzlichen Tiefen und kälteren Wassertemperaturen gelten als gefährlich.
Die DLRG weist darauf hin, dass Leichtsinn und Unterschätzung der Wassergefahren die Hauptursachen sind. Unbekannte Strömungen, Schlingpflanzen, tiefe Stellen oder abrupte Temperaturwechsel führen oft zu Panik und lebensgefährlichen Situationen.
Kälteschock durch Temperaturunterschiede als unterschätzte Todesursache
Bereits bei Wassertemperaturen zwischen 12 und 16 Grad kann es zu einem lebensgefährlichen Kälteschock kommen. Dies geschieht, wenn der Körper plötzlich ins kalte Wasser eintaucht, während die Außentemperatur deutlich wärmer ist.
Gefährliche Reaktionen des Körpers
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Beim Eintauchen tritt der sogenannte Tauchreflex auf: Die Atmung stoppt, der Puls sinkt
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Gleichzeitig sorgt die Kälte für eine schnellere Atmung und beschleunigten Puls
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Dieser Widerspruch überlastet das autonome Nervensystem
Im schlimmsten Fall wird reflexartig unter Wasser Luft geholt – die Lunge füllt sich mit Wasser und das Herz bleibt stehen. Innerhalb weniger Minuten tritt der Tod durch Ertrinken ein.
Menschen mit Vorerkrankungen und ältere Personen
Ein Kälteschock kann jede Person treffen – besonders jedoch Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wer an Herzrhythmusstörungen leidet oder bereits eine Erkrankung am Herzen hat, sollte nur in warmem Wasser und unter Aufsicht schwimmen gehen.
Unterschied zwischen Kälteschock und Unterkühlung
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Beim Kälteschock kommt es zu einem inneren Konflikt von Schutzmechanismen
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Eine Unterkühlung hingegen ist ein langsamer Prozess mit Symptomen wie Zittern und blauen Lippen
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Bei einer Körpertemperatur unter 30 Grad besteht das Risiko einer Ohnmacht und tödlicher Herzrhythmusstörungen
Auch Adrenalin, das in kaltem Wasser verstärkt ausgeschüttet wird, kann zu Bewusstlosigkeit oder Herzstillstand führen. Zusätzlich reduziert der Körper die Durchblutung von Armen und Beinen, um die inneren Organe zu schützen. Das kann die Bewegungsfähigkeit stark einschränken und zum Untergehen führen.
Vielfältige Risiken für Schwimmende
Viele unterschätzen die Gefahr durch Strömungen, abrupte Wassertiefen oder lange Schwimmdistanzen. Besonders fließende Gewässer wie Flüsse verlängern durch ihre Geschwindigkeit die zurückzulegende Strecke erheblich. Hinzu kommen weitere Risiken:
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Plötzlicher Temperaturabfall in tiefen Gewässerbereichen
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Unerwartete Tiefe bei Baggerseen
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Panikreaktionen durch Pflanzen oder Tiere im Wasser
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Strömungen und Strudel in Flüssen und Meeresbrandung
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Bugwellen von Booten können Schwimmer gefährden
Häufig werden auch die eigenen Kräfte überschätzt. Selbst geübte Schwimmer können bei Erschöpfung oder Kälteproblemen nicht mehr zurückkehren.
Baderegeln beachten – Leben retten
Sicheres Baden beginnt bereits an Land. Wer müde, krank oder erschöpft ist, sollte nicht ins Wasser gehen. Ebenso gilt:
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Vor dem Schwimmen langsam abkühlen: erst Füße und Hände, dann eintauchen
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Nicht mit vollem Magen schwimmen – es drohen Übelkeit und Erbrechen
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Alkohol vermeiden – er senkt die Reaktionsfähigkeit und Risikowahrnehmung
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Bevorzugt an bewachten Badestellen schwimmen
Empfehlungen für sicheres Verhalten
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Nur in überwachten Gewässern schwimmen
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Schwimmwesten bei Wassersportarten wie Stand-up-Paddling oder Bootfahren tragen
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Auf Warnschilder und Empfehlungen achten
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Kinder nie unbeaufsichtigt lassen
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Auf Wetter und Wassertemperatur achten
"Toter Mann"-Position hilft bei Krämpfen oder Erschöpfung
Wer in Not gerät, sollte die sogenannte „Seestern“- oder „Toter-Mann“-Position kennen. Dabei liegt man ruhig auf dem Rücken, ohne Kraftaufwand, mit entspannten Atemzügen. So kann man im Ernstfall auch bei Krämpfen oder Schwäche über Wasser bleiben.
Ertrinkende zeigen meist keine auffälligen Signale wie Rufen oder Winken. Stattdessen:
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Taucht der Kopf wiederholt unter Wasser
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Betroffene bleiben senkrecht im Wasser
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Sie schlagen panisch mit den Armen
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Sie schreien nicht – durch den Reflex ist die Stimme blockiert
Erste Hilfe bei Badeunfällen
Im Notfall zählt jede Sekunde. Helfende sollten:
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Sofort den Notruf 112 verständigen
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Einen Gegenstand ins Wasser werfen, z. B. Rettungsring oder Luftmatratze
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Nur bei Eigenschutz ins Wasser gehen – sonst abwarten, bis Hilfe eintrifft
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An Land sofort mit Wiederbelebung beginnen (Herzdruckmassage)
An bewachten Stränden übernehmen ausgebildete Rettungsschwimmer die Rettung. Sie sind für kritische Situationen geschult und mit Rettungsbooten oder -boards ausgerüstet.
Weitere Baderegeln, Sicherheitstipps sowie Informationen zur DLRG-App finden Interessierte auf der offiziellen Website der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft.
Quelle: NDR