Diese Seite drucken
Sonntag, 29 März 2020 12:47

Home Office: (K)ein Standard in Deutschland

Home Office: Home Office:

Home Office, flexible Arbeitszeiten und Smart Working heißen die neuen Arbeitsformen, die verstärkt im Umgang mit der Covid-19 Krise diskutiert werden. Weltweit ermutigen Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von zu Hause zu arbeiten - auch in Deutschland.

Doch Home Office ist längst nicht für jeden möglich, wie eine aktuelle Oliver Wyman-Befragung unter 1.000 Erwerbstätigen in Deutschland zeigt: Nur 40 Prozent der Deutschen hätten die Möglichkeit, ihre Arbeit zumindest für mehrere Tage von zu Hause aus zu erledigen.

Seit Jahren wird die Flexibilisierung der Arbeitswelt diskutiert. Mit der Ausbreitung von Covid-19 bekommt die Diskussion neues Momentum. Sind Berufstätige in Deutschland auf das Arbeiten von zu Hause vorbereitet? Eine Befragung der internationalen Strategieberatung Oliver Wyman unter 1.000 Erwerbstätigen zeigt, dass 60 Prozent der Befragten ihre Arbeit nicht oder nur teilweise von zu Hause aus erledigen könnten. Und gut die Hälfte (56 Prozent) der Befragten, die von zu Hause arbeiten könnten, findet die bestehende Infrastruktur verbesserungsfähig wenn nicht sogar unzureichend. Nur 38 Prozent der Befragten sind mit dem Umgang ihres Arbeitgebers mit dem Thema Home Office zufrieden. "Die mangelnde Infrastruktur ist ein Versäumnis vieler Unternehmen. Die meisten Arbeiten, die für Home Office in Frage kommen, finden am Computer statt", sagt Oliver Wyman Deutschlandchef Kai Bender und Digitalexperte.

Hinsichtlich der Möglichkeiten, zu Hause arbeiten zu können, offenbart die Umfrage große Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen: 74 Prozent der Befragten aus dem Bereich Information und Kommunikation schätzen, auch mehrere Tage in Folge ihre Arbeit von zu Hause erledigen zu können. Bei den Freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen sind es noch 62 Prozent, in der Finanz- und Versicherungsdienstleistung hingegen sind es schon nur noch 54 Prozent der Befragten. Für Thomas Schnarr, Partner bei Oliver Wyman und Leiter der Financial Services Practices für Deutschland, spiegelt dieses Ergebnis einen breiteren Trend wider: "Digitale Innovation ist eine Kernvoraussetzung für ein nachhaltig erfolgreiches Geschäftsmodell. Finanzdienstleister haben aber das Potenzial der Digitalisierung noch nicht vollumfänglich ausgeschöpft - hier besteht noch viel Potenzial", so der Berater weiter. Laut Umfrage gibt es aber auch für andere Bereiche, allen voran dem Bereich Erziehung und Schule (24 Prozent), noch Ausbaupotenzial hinsichtlich der Möglichkeiten der Tele-Edukation.

Home Office-Möglichkeiten: Die neue Realität

Durch die aktuelle Lage in Zusammenhang mit der Verbreitung von Covid-19 wird die Diskussion um das Thema Home Office beschleunigt. "Zugriff auf Daten von zu Hause, Videokonferenzen und das Vorhandensein von Laptops gewinnen stark an Bedeutung, um sicherzustellen, dass das alltägliche Geschäft nicht zum Erliegen kommt", sagt Bender. 41 Prozent der Befragten erleben auf Grund von Covid-19 bereits Veränderungen wenn es um Home Office-Angebote seitens ihrer Arbeitgeber geht. Davon wurden 31 Prozent von den Unternehmen bereits explizit ermuntert oder gar aufgefordert, davon Gebrauch zu machen. Perspektivisch gesehen, erwarten jedoch knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten, dass diese Veränderungen nicht langfristig greifen werden und sich der vorherige Zustand in absehbarer Zeit wieder einpendeln wird.

Die Oliver Wyman-Umfrage zeigt, dass 82 Prozent der Erwerbstätigen durch Internet und Technologie eine Erleichterung der eigenen Arbeit erwarten und 70 Prozent die Schaffung von neuen Jobs in der eigenen Branche. "Die Affinität der Deutschen zu digitalen Themen birgt ein riesiges Potenzial für hiesige und auch international tätige Arbeitgeber, das weiter genutzt und gefördert werden sollte. Wem es gelingt, durchgehend moderne und flexible Arbeitskonzepte anzubieten, der ist auch in schwierigen Zeiten vor wirtschaftlichen Konsequenzen geschützt", so Bender.